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014 | Ostheim

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Als Dettelbachs untergegangenen Ortsteil könnte man die Wüstung Ostheim bezeichnen. Das Dorf, am rechten Mainufer zwischen dem Baggersee und dem ehemaligen Fulgurithafen gelegen, wurde Ende des 16. Jahrhunderts aufgegeben und verschwand.

Doch, wo war Ostheim genau? 

Der Feldweg, welcher Ostheim mit Dettelbach verband, ist noch auf der Urkarte von 1832 verzeichnet. Auch der heutige Weg "An der Staustufe" folgt dem Verlauf des alten Weges. Die Lage des Dorfes erschließt sich aus alten Flurkarten des 16. Jahrhunderts. Eine Karte von 1560/61 verzeichnet Ostheim am rechten Mainufer, südöstlich der Stadt Dettelbach. Der Ort wird auf der Karte durch drei Häuser angedeutet. Etwa dreißig Jahre später zeigt eine Karte an dieser Stelle nur noch einen gemauerten Brunnen mit der Unterschrift "Ostheimb". Auf dieser Karte von 1592/93 ist auch der in den Quellen als "Ostheimer Wasser" bezeichnete Teil der Ostheimer Markung eingezeichnet, der vom Main wie eine Insel umflossen wurde. Archäologische Ausgrabungen in den Jahren 1978/79 bestätigten schließlich die Lage des aufgelassenen Ortes. Es wurden neben Grundrissen von Häusern Bodenfunde vom 8. bis ins 15. Jahrhundert zu Tage gefördert. Das untermauert die Forschungsthese, dass Ostheim während der fränkischen Siedlungsbewegung im 8. Jahrhundert als Ausbauort des Dettelbacher Königshofes gegründet worden sei. 


Bis wann gab es Ostheim? 

Durch die archivalischen Quellen lässt sich der aufgelassene Ort ganz gut fassen. In einem Salbuch von 1468-1474 werden für Ostheim zehn Zinspflichtige Mannschaften genannt, was in etwa einer Einwohnerzahl von 40 bis 50 Personen entspricht. In einem Einnahmebuch aus den Jahren 1574 bis 1607 sind nur noch drei Mannschaften auf drei Hofstätten für den Ort genannt. Das im Stadtarchiv Dettelbach verwahrte Echter'sche Salbuch aus dem Jahr 1591 führt Ostheim bereits als Wüstung und in Dettelbacher Gemarkung liegend auf. Aus dem Jahr 1583 ist Joachim Burkhart von Mainsondheim aus den Dettelbacher Ratsprotokollbüchern bekannt. Im Eintrag vom 6. Juli 1583 ist zu lesen: "Joachim Burkhart von Mainsondheim hat wöllen gen Ostheim häuslich ziehen (…) ist ihm zugesagt worden". Daraus lässt sich schließen, dass Ostheim zu diesem Zeitpunkt noch bewohnt war und bereits 1591 verlassen worden war. Dies bestätigt auch ein Eintrag im Einnahmebuch für 1574-1590. Dort ist zu lesen: "Ostheim auf dem Rennfurt, soll vorzeiten ein ziemlich Dorf gewesen sein, als dann seine Habgüter, die des Stifts Lehen, die itzund nicht mehr als zwei Hofstätten doselbsten und unbewohnt seien." Die Würzburger Bischofchronik erwähnt den Ort noch für das Jahr 1525 im Rahmen des Bauernkrieges: „Am Dienstag nach Corporis Christi, den 20. Juni, ist der Bischof mit seinem Kriegsvolk zu Roß und Fuß gen Tettelbach gezogen und folgenden Mittwoch die Stadt selbst, auch die von Brück, Ostheim, Neuses uf dem Berg, Mainstockheim und Schnepfenbach zu neuen Pflichten angenommen“. 


Warum wurde das Dorf verlassen? 

Als Grund, warum der Ort aufgegeben wurde, werden in der Literatur und auch in den Quellen häufige Überschwemmungen durch den Main genannt. Eine andere Theorie spricht davon, dass sich das Flussbett des Mains im Laufe der Jahrhunderte verlagert haben soll, was dazu führte, dass Ostheim immer öfter von den Fluten des Mains überschwemmt wurde und die Bevölkerung allmählich abwanderte.


Quellen: Stadtarchiv Dettelbach, Ratsprotokollbuch, D-B/II/5.

Stadtarchiv Dettelbach, Echtersalbuch, D-B/V/I.

Bauer, Hans: Die kulturlandschaftliche Entwicklung des alten Amtes Dettelbach seit dem 16. Jh., Band 1, Schwarzach 1977.

Bauer, Hans: Dettelbach und seine Ortsteile, Münsterschwarzach 1983.

Bauer, Hans: Die Bewohner verließen ihr Dorf. Lage und Schicksal der Wüstung Ostheim bei Dettelbach, in: Dettelbacher Geschichtsblätter Nr. 4, 1975.

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