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020 | Die Ziegelhütten in Dettelbach

Geschichtszeichen
Unscheinbare und verborgene Geschichten erleben …
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Mindestens 400 Jahre geht die Geschichte der beiden Dettelbacher Ziegelhütten zurück.

Die ältere befand sich vor dem Brücker Tor, dort wo sich heute das Anwesen Schweinfurter Straße 25 befindet. In der Steueranlage für das Jahr 1599 ist der Ziegler Claus Stieffel als Besitzer bereits für 1597 belegt. Laut einem Ratsprotokoll der Stadt Dettelbach erhielt Sebastian Rehmann die Ziegelhütte im Jahr 1644 zum Lehen und hatte jährlich 25 Malter Kalk oder 5 fl. Zins als ewige Gült zu an die Stadt zu zahlen. Rehmann sollte binnen drei Jahren die Ziegelhütte wieder aufbauen und in wehrhaften Stand versetzen. Da dies scheinbar nicht geschehen war, zog die Stadt Dettelbach die Ziegelhütte im Jahr 1647 wieder an sich zurück. Nach dem Ratsprotokoll vom 19. Juni 1649 wurde dem Andreas Staut die Ziegelhütte für 220 fl. verkauft. Auch er hatte jährlich 25 Malter Kalk bzw. 5 fl. an die Stadt zu liefern. 


Als nächster Besitzer ist der Ziegler Jörg Höfer belegt. Dessen Witwe richtete zusammen mit dem Ziegler Georg Heinrich Höfer am 4. März 1690 ein Gesuch an den Würzburger Fürstbischof. Weil die Ziegelhütte ein Lehen der Stadt sei und sich in deren Obereigentum befände, solle der Dettelbacher Rat darauf verpflichtet werden, die entsprechenden Waren von der eigenen Ziegelhütte zu beziehen und nicht wie bisher aus Prichsenstadt. Der Fürstbischof lehnte das Gesuch jedoch ab. Drei Jahre später wandte sich der Ziegler Johann Adam Höfer mit der Bitte an den Fürstbischof, den Bau einer zweiten Ziegelhütte auf Dettelbacher Stadtgebiet zu untersagen. Sie hatten Angst, dass ihnen durch die Konkurrenz, die Kalk und Ziegel zu einem billigeren Preis liefern würden, erheblicher Schaden entstehen könnte. Der Fürstbischof hatte jedoch keine Bedenken gegen die Errichtung einer zweiten Ziegelhütte. Diese befand sich vor dem Steigtor und muss in den 90er Jahren des 17. Jahrhunderts von Veit Fegelein errichtet worden sein. Jedenfalls ist sie im Handwerkeranschlag von 1706 bereits aufgeführt. 


Nachdem der Ziegler Johann Adam Weidner mitsamt seiner Familie die Ziegelhütte vor dem Brücker Tor verlassen hatte, kehrte seine Tochter nach Dettelbach zurück und ehelichte Jörg Barth. Mit Urkunde vom 4. Juli 1719 verkaufte die Stadt Dettelbach diesem die „zu gemeiner Statt lehenbare Ziegelhütten mit dem daran stossenden Gartten und Baumflecken sambt Eingehörigen Akher, worauf dermalen der Steinbruch am Gembach gelegen ist“ für 500 fl. 1733 erwarb Kaspar Blattner die Ziegelhütte vor dem Brücker Tor. Ebenfalls mit der Auflage, jedes Jahr 1 tlr. und 25 Malter Kalk oder 5 fl. an die Stadt zu liefern. Das Güterbelagsbuch von 1777 nennt Georg Blattner als Besitzer der Ziegelhütte. Von diesem ging die Ziegelhütte 1788 an Johann Schmitt und von diesem im Jahr 1793 an Matthes Schemmel. Die Familie Schemmel blieb bis nach 1900 im Besitz der Ziegelhütte. Weil die Witwe des letzten Zieglers, Eva Schemmel, die Zahlung der 25 Malter Kalk seit 1894 verweigerte, reichte die Stadt am 28. Oktober 1896 Klage beim Amtsgericht Dettelbach ein. Frau Schemmel wollte die Abgabe nicht zahlen, weil die Ziegelei nicht mehr betrieben werde. Da die Ziegelhütte mitsamt Wohnhaus und Grund aber Eigentum der Stadt Dettelbach sei und diese von der Stadt als Lehen gegen ein ständiges Reichnis an den jeweiligen Besitzer gegeben worden war, verlor Eva Schemmel den Prozess. Sie musste die Abgaben seit 1894 nachzahlen.


Quellen: Stadtarchiv Dettelbach: D-B/II, D-B/XII und D-A/605/2.

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