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035 | Jungsteinzeit in Neusetz

Geschichtszeichen
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Ganz im Norden des Gemeindegebietes Dettelbach findet sich Dettelbachs kleinster Ortsteil Neusetz. Über die Entstehung des Ortes sind keine schriftlichen Nachrichten erhalten. Doch bevor der heutige Ort entstanden ist, siedelten in der Neusetzer Markung bereits in vorchristlicher Zeit Menschen. Aus Gräberfunden und untertägigen Siedlungsspuren aus vor- und frühgeschichtlichen Epochen, kann darauf geschlossen werden, dass der Bereich der Neusetzer Gemarkung seit der Jungsteinzeit besiedelt war.

Bereits Menschen, der sogenannten Bandkeramischen Kultur, deren Namen von der charakteristischen Verzierung der keramischen Gefäße herrührt, siedelten bereits um 5000 v.Chr. in dem Landstrich, der später einmal die Neusetzer Gemarkung bilden wird. Südlich des heutigen Dorfes wurden bei Ausgrabungen 30 Hüttenstellen gefunden. Dabei konnten auch Scherben sichergestellt werden, durch die sich die Siedlungsspuren der Zeit der Bandkeramiker im frühen Neolithikum zuordnen lassen. Durch eine 1925 ausgegrabene Wohnstelle, in der Leichenbrand und Aschereste festgestellt wurden, können auch grobe Rückschlüsse auf den Totenkult und die Wohnverhältnisse getroffen werden. Im Wohnhaus wurden wohl auch die Toten bestattet und erhielten dort ihre letzte Ruhestätte. Gebaut wurde die Wohnhäuser aus den Baustoffen Holz und Lehm.


Bei Ausgrabungen im Jahr 1927 weniger als 1 km nordöstlich von Neusetz (nördlich des Weges nach Köhler) trat eine Hockerbestattung aus der schnurkeramischen Kultur vom Übergang von Neolithikum zur Bronzezeit (ca. 3000 bis 2200 v. Chr.) zu Tage, in diesem Zusammenhang ein trapezförmiges Beil gefunden wurde. Die Fundstelle eines zweiten Grabes, in dem auf der rechten Seite in hockender Stellung liegend ein männliches und ein weibliches Skelett gefunden wurden, befand sich 12 m neben dem ersten Grabfund. Auch im zweiten Grab wurde ein trapezförmiges Beil gefunden. Dieses befand sich neben einer Klinge aus Hornstein vor der linken Hand des Mannes. Ein kleines Rechteckbeil konnte unter dem mittleren Rückenwirbel desselben sichergestellt werden. Ob es Ursache für eine Verwundung war, an der der Mann gestorben war, konnte nur vermutet werden. Die daneben bestattete Frau etwa 20 Jahre alte geworden und die Stellung der Arme und Beine wies darauf hin, dass sie gefesselt waren. Aufgrund dieses Befundes könnte es sich um ein Toten- oder Witwenopfer handeln. Die sogenannten Hockerbestattungen haben ihren Namen von der Art der Köperhaltung der Toten, nämlich mit angewinkelten Armen und Beinen. Bei Gräberfunden werden die Lage – auf dem Rücken oder der Seite –, die Ausrichtung nach der Himmelsrichtung, die Blickrichtung und die Grad der Gelenkanwinklung dokumentiert. Letztere kann darauf hinweisen, ob der Bestattete umwickelt war oder lassen Rückschlüsse auf etwaige Fesselungen zu.


Die beiden Skelette wurden als Beispiel einer Doppelhockerbestattung in Würzburg museal ausgestellt. Leider wurden beide Exponate beim Bombenangriff am 6. März 1946 auf Würzburg zerstört.


Literatur und Bilder: Kulturhistorischer Kreis e.V. (Hg.): Neusetz. Ein Dorf stellt sich vor, Dettelbach 1997.

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