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036 | Die Loreto-Kapelle in Effeldorf

Geschichtszeichen
Unscheinbare und verborgene Geschichten erleben …
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Die einzige Loreto-Kapelle Nordbayerns befindet sich in Effeldorf. Wie kam es dazu? Und was ist das überhaupt – eine Loreto-Kapelle?

Die Legende von der lauretanischen Madonna gilt als Ausgangspunkt für den Loretokult. Der Auslöser für die Legende war der Fall der Stadt Akkon – des letzten christlichen Stützpunkts in Palästina – im Jahr 1291. Daraufhin sollen Engel die „casa santa“, das heilige Haus, indem die Verkündigung Mariens stattgefunden und Jesus die Kindheit verbracht haben soll, von Nazareth nach Loreto in Italien gebracht haben.


Basierend auf dieser Erzählung entwickelte sich eine Wallfahrt rund um die lauretanische Madonna und die Casa Santa. Ab 1554 oblag den Jesuiten in Loreto die Wallfahrtsseelsorge und wurde durch diese besonders gefördert. Da Effeldorf 1573 vom Würzburger Fürstbischof Friedrich v. Wirsberg an den Jesuitenorden übergeben wurde, gelangte der Loretokult auch nach Unterfranken. Die Jesuiten errichten in Effeldorf große Fronhöfe und zwei Verwaltungsgebäude, von denen sich heute noch eines erhalten hat. Auf Betreiben des Jesuitenpaters Jakob Baunach wurde im Jahr 1652 mit Unterstützung des Fürstbischofs Johann Philipp v. Schönborn der Grundstein für die Effeldorfer Loretokapelle gelegt. Sie soll exakt nach den Maßen der lauretanischen „casa santa“ errichtet worden sein. Nach der Weihe im Jahr 1663 setzte eine florierende Wallfahrt zur Effldorfer Kapelle ein. Weil der Zuspruch zur Wallfahrt stetig wuchs, wurde die Loretokapelle 1753 durch ein Langhaus erweitert.


Nach der päpstlichen Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 fiel Effeldorf an die Universität Würzburg und wurde als Rottendorfer Filiale kirchlich durch die Dettelbacher Franziskaner betreut. Die Loretowallfahrt rückte zunehmend in den Hintergrund, bis sie 1965 nahezu gänzlich versiegte. 1787 wurde die Kirche erneut durch einen Anbau erweitert, wobei der Kapellenraum in einen grau verputzen Chorraum mit Sakristei umfunktioniert wurde. So konnte die Kirche nun auch den Aufgaben einer Dorfkirche gerecht werden und unter dem Patronat des hl. Jakobus seit 1866 – als Effeldorf Pfarrei wurde – als Pfarrkirche dienen.


Bei Renovierungsarbeiten in den Jahren 2008-2010 wurde die Loreto-Kapelle wiederentdeckt. Auch die ursprünglichen Fresken mit der Ikonographie der Casa Santa konnten zusammen mit der roten Putzfassung wieder freigelegt und restauriert werden, so dass sie heute wieder bewundert werden können.


Quellen und Literatur: Böhm, Anja; Döble Markus; Kranewitter Frank; Böhm, Heike: Effeldorf …unser Dorf hat Zukunft!, Schnepfenbach 2024.
950 Jahre Effeldorf, 1990.

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