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012 | Die Ritterburg von Tetilabach

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Die Ritter von Tetilabach nannten sich nach dem Ort, an dem ihre Burg stand: Tetilabach oder wie es heute heißt Dettelbach.

Die Ritter von Tetilabach 

Das Rittergeschlecht soll 1101 mit Helmrich von Dettelbach erstmals urkundlich erwähnt sein. Die erste sicherere Nennung des Geschlechts derer zu "Tetilabach" stammt dann aus dem Jahr 1256. Es handelte sich dabei um Untertanen der Herren von Hohenlohe-Brauneck im Stand von Ministerialen. Seine Hauptbesitzungen besaß das Rittergeschlecht im Raum Dettelbach. Gottfried von Hohenlohe-Brauneck hatte im Jahr 1351 seine Güter zu Brück, Schnepfenbach und Dettelbach an Hans von Dettelbach übertragen. Etwa 40 Jahre später gelangten Fuchs und Georg von Dettelbach auch an den würzburgischen Teil der drei Orte. Der Würzburger Fürstbischof befand sich zu dieser Zeit in einer finanziellen Krise, so dass er unter anderem seine Besitzungen in Dettelbach und den umliegenden Dörfern verpfänden musste. Die Ritter von Dettelbach mussten dem Fürstbischof allerdings urkundlich die Rücklösung seiner Besitzungen zusichern. Auf diese Weise gelangten sie Ende des 14. Jahrhunderts zu großem Einfluss und großer Macht in Dettelbach und den umliegenden Dörfern. Aber bereits im 15. Jahrhundert begann das Geschlecht zu verarmen. Als Fürstbischof Rudolf-von-Scherenberg im Zuge seiner Finanzreform darum bemüht war, den verpfändeten Besitz des Hochstifts Würzburg wieder zurück zu fordern, verloren die Ritter von Dettelbach nicht nur einen gehörigen Teil an Macht, sondern auch die Einkünfte aus den Würzburger Besitzungen. Das daraufhin verarmte Geschlecht starb mit Christoph von Dettelbach um 1570 aus. Dettelbach war nun neben kleineren Lehensherren fast vollständig unter dem Einfluss des Würzburger Fürstbischofs und Rudolf-von-Scherenberg erließ 1482 eine Dorfordnung für Dettelbach und verlieh dem Ort zwei Jahre später (1484) das Stadt- und Marktrecht. Die Burg des Rittergeschlechts, die Burg Dettelbach, diente fortan dem Verwalter des Fürstbischofs, dem Amtskeller, als Residenz (Amtskellerei). 


Doch wo befand sich die Ritterburg? 

Bildliche Darstellungen des Gebäudes aus Zeiten der Ritter von Dettelbach sind keine überliefert. Aber den Ort, wo sich die Burg befunden haben muss und deren Aussehen kann man an Hand von Karten aus dem 16. Jahrhundert rekonstruieren. 


Die Karte über den Euerfelder Mühlenstreit aus dem Jahr 1567/68 zeigt Euerfeld und rechts daneben die Stadt Dettelbach. Darauf ist links neben dem Kirchturm ein Gebäude zu erkennen, das mit zwei Staffelgiebeln ausgestattet ist. Jeder der Giebel verfügt über drei im Dreieck angeordnete Fenster, eine Fahne weht jeweils auf der Spitze. Ein niedrigeres Zwischengebäude verbindet die beiden Staffelgiebel miteinander. 


Eine Karte aus dem Jahr 1577 zeigt die Stadt Dettelbach mit dem über dem Bach errichteten Rathaus in der Mitte. Dahinter ist die Kirche dargestellt. Links neben der Kirche erkennt man wieder das Gebäude mit den beiden Staffelgiebeln an den Schmalseiten und die markante Anordnung der drei oberen Fenster. Auf der Längsseite des Gebäudes, in Richtung der Kirche, befindet sich ein rundbogiges Tor. 


Auf beiden Karten ist das Gebäude, das das Salbuch von 1591 als "das Schloß" bezeichnet, wie auch die Kirche erhöht dargestellt. Die Kirche bietet zudem einen guten Orientierungspunkt. Die Burg befand sich also auf der Kirchenzinne, dort wo sich heute die Weingut Apfelbacher befindet. 


Umbaupläne der Amtskellerei 

Aus dem 18. Jahrhundert haben sich Umbaupläne erhalten. Das Amtskellereigebäude war baufällig geworden und man dachte über die Instandsetzung bzw. den Umbau der ehemaligen Ritterburg nach. An Hand einer Skizze ist festgehalten wie das Gebäude nach der Maßnahme aussehen sollte: Im Westen erkennt man den Staffelgiebel mit den drei Fenstern. Dem ist ein Anbau mit rundbogigem Tor vorgelagert. Östlich schließt sich ein ebenfalls mit Rundbogentor versehenes Gebäude an. Im Obergeschoss ist hier barockes Fachwerk angedeutet. Rechts daneben erhebt sich ein Turm, der auf der Planskizze mit "so genannte gigers Turm" bezeichnet ist. Ob es sich hierbei um den Bergfried der ehemaligen Ritterburg handelte, kann nur vermutet werden. Tatsache ist jedoch, dass die Pläne zum Umbau der ehemaligen Ritterburg nicht umgesetzt wurden. Stattdessen trug man den Staffelgiebel ab und baute den Trakt in Formen des Barock zusammen mit dem Nebengebäude wieder auf. Auf einer Stadtansicht aus dem Jahr 1840 ist die bereits umgestaltete Amtskellerei mit einem hohen, schmalen Turm –dem sogenannten „Gigers“ – an der linken Seite dargestellt. 


Auf diese Weise sind von der ehemaligen Burg der Ritter von Tetilabach nur die großen Keller und Reste in der Bausubstanz übriggeblieben. Auf der Kirchenzinne in exponierter Lage muss der markante Staffelgiebel der Ritterburg eine mächtige Fernwirkung gehabt und die Silhouette Dettelbachs zusammen mit der Kirche geprägt haben.


Quellen: Bauer, Hans: Rund um die Kirchenzinne. Teil I: Ritterburg und Amtskellerei, in : Dettelbacher Geschichtsblätter, Nr. 146, 1993.

Bauer, Hans: Das würzburgische Städtchen Dettelbach Anno 1577. Eine alte Karte berichtet, in: Dettelbacher Geschichtsblätter Nr. 9, 1976.

Denzinger, Johann: Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Dettelbach, Würzburg 1979.

Bauer, Hans: Dettelbach und seine Ortsteile, Kitzingen 1983.

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