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017 | Die Dettelbacher Vorstadt

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„Außerhalb der Stadt Dettelbach hat es eine Vorstadt, die Kühngasse genannt, ungefähr an die 20 Herdstätten. Diese alle seien der Obrigkeit Dettelbach ebenso unterworfen wie die Bürger in der Stadt." So beschreibt ein Salbuch aus dem Jahr 1591die Dettelbacher Vorstadt.

Ungefähr 20 Herdstätten soll die Vorstadt umfasst haben, was in etwa einer Personenzahl von 90 bis 100 Personen entspricht. 


Was hat es mit dieser Vorstadt auf sich und warum wurde sie aufgelassen? 

Die Quellenlage ist bis auf den Eintrag im Echtersalbuch von 1591 und einem Grundbuch 1599 recht dünn. Sicher ist, dass sie im 16. Jahrhundert existierte und sich im Nordwesten außerhalb der Stadtmauer befunden hatte. Dort verläuft auch heute noch eine Straße in ostwestlicher Richtung mit dem Namen "Kühngasse". Gebildet hatte sich die Vorstadt wohl kurz nach der Erhebung Dettelbachs zur Stadt durch Rudolf-von-Scherenberg 1484. Damals herrschte wirtschaftlicher Aufschwung in Dettelbach und die Bevölkerung wuchs im 16. Jahrhundert rasch an. In diesem Zusammenhang bildete sich außerhalb der nordwestlichen Stadtmauer die Kühngassenvorstadt. 


Im Grundbuch des Jahres 1638 ist die Vorstadt nicht mehr erwähnt. Das bedeutet, sie muss in der Zwischenzeit verlassen, zerstört oder aufgegeben worden sein. Naheliegend ist hier eine Verbindung mit dem Dreißigjährigen Krieg. Die Zerstörungen des Krieges brachten einen starken Rückgang der baulichen Substanz mit sich. Vergleicht man die Grundbücher von 1599 und 1638 miteinander, so standen in Dettelbach 1638 rund 44 % weniger Häuser als noch 1599. 


Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Raum vor der nordwestlichen Stadtmauer wieder besiedelt, als es innerhalb der Stadtmauer zu eng wurde und die Bebauung aus der Altstadt heraus vor die Mauern erweitert wurde. 


Doch wo genau befand sich diese Vorstadt? 

Die Quellen berichten nur, dass es die Kühngassenvorstadt gegeben hat, berichten aber nicht, wo sich diese befand. Auf Grund des Namens liegt der Schluss nahe, dass sie sich dort befand, wo die heutige Kühngasse verläuft. Der Dettelbacher Chronist Deinzinger berichtet 1857, dass sich die Vorstadt außerhalb des Brücker Tores bis zur Dienenmühle (auch Kühngassen- oder Vorstadtmühle) hingezogen habe. Die dazugehörigen Gärten reichten bis an die Ziegelhütte heran. Zudem soll sich dort "der Sage nach" auch ein Schlösschen befunden haben. Für dieses Schlösschen gibt es allerdings keine schriftlichen Belege aus den Quellen. 


Für die Lage der Vorstadt im Bereich der heutigen Kühngasse zwischen Mühle und Ziegelhütte, dient die Heimatgeschichte für den Bezirk Dettelbach von Oberlehrer Michael Göbel aus dem Jahr 1917 als verlässliche Quelle. Darin bestätigt er die Lage der Vorstadt. Dort berichtet Göbel, dass man Ende des 19. Jahrhunderts, als wieder neue Häuser im Bereich der Kühngasse errichtet wurden, an dieser Stelle alte Kellergewölbe gefunden habe. 


Dies bestätigten auch Grabungen im Zuge des Kanalbaus in den 1980er Jahren. Damals wurden im fraglichen Bereich Fundamente alter Befestigungsanlagen gefunden. Man kann auch davon ausgehen, dass auch die Kühngassenvorstadt durch eine befestigte Mauer umgeben war. In der Literatur ist häufig die Rede davon, dass Dettelbach 52 Stadttürme besessen hatte, die Urkarte von 1832 verzeichnet allerdings nur 40. Dr. Hans Bauer vermutete deshalb, dass die Befestigung der Vorstadt 12 Türme besessen hatte.


Quellen: Bauer, Hans: Dettelbach und seine Ortsteile, Kitzingen 1983.

Bauer, Hans: Ein Ritterschloss in der Kühngasse?, in Dettelbacher Geschichtsblätter Nr. 281, 2010.

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