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019 | Die Dettelbacher Mühlen

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Dettelbach war einst von einer Vielzahl von Mühlen umgeben. Die ältesten Mühlen stammen bereits aus dem 15. Jahrhundert und befanden sich am Brücker und Bibergauer Bach im Norden und Westen Dettelbachs.

Die ältesten Mühlen 

Die Lamprechtsmühle in Richtung Brück wird 1465 erstmals als "Mittelmühle am Schederleinsbrunnen" erwähnt und heißt seit 1465 nach ihrem Besitzer Stefan Lamprecht „Lamprechtsmühle“. Auch die Doktorsmühle wird 1465 erstmals erwähnt, damals noch unter dem Namen "Mühle a. d. Gumbertsacker". Seit 1796 kam der Name "Doktorlesmühle" auf. 


Um das Jahr 1600 herrschte wirtschaftlicher Aufschwung in Dettelbach und die Bevölkerung stieg an. Auf Grund des höheren Nahrungsmittelbedarfes wurden mehr Ackerflächen benötigt und mehr Getreide angebaut. In diese Zeit fallen auch die Erstnennungen zahlreicher Mühlen in und um Dettelbach. 


Die Mühlen außerhalb der Stadt 

Im Westen entlang des Bibergauer Baches befanden sich fünf Mühlen: Die Kühngassenmühle (1591), die Schrankenmühle (1591), die Steigmühle (1591), die Doktorsmühle (1465) und die Hellersmühle (1548). Im Norden in Richtung Brück wurden die Küffleinsmühle (1567), die Lamprechtsmühle (1465) und die Kieselsmühle (1567) bewirtschaftet. 


Die Mühlen innerhalb der Stadt 

Auch in der Stadt selbst lassen sich insgesamt vier Mühlen nachweisen. Die Dutzendmühle wurde 1850 vor dem Brücker Tor als letzte Dettelbacher Mühle errichtet. Die Hirschmühle (1732), die später auch als Dürrsmühle am Rinnenbach erwähnt wird, befand sich in der Eichgasse. Die Bohnmühle wird 1609 erstmals namentlich als Mühle "in der Bohn" und 1638 als "Obere oder Stadtmühle in der Bohn" erwähnt. 1608 wird die Untermühle erstmals namentlich erwähnt. Sie wird in späteren Aufzeichnungen auch als "Unterstadtmühle" und "Untermühle am Maintor" bezeichnet. 


Die ältesten Mühlen befanden sich also außerhalb der Stadt. Sie waren wichtig für die Schrot- und Mehlgewinnung und spielten für die Landwirtschaft sowie für die Bevölkerung eine bedeutende Rolle. In den Salbüchern des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn aus den Jahren 1591 und 1612 sind auch Mühl- und Getreideordnungen für Dettelbach erhalten geblieben. 


Die Geschichte der Dettelbacher Mühlen 

In einem Wasserstreit im Jahre 1567, der sich um das Ableiten des Scherenbachs in Euerfeld dreht, weshalb den Dettelbacher Mühlen zu wenig Wasserkraft zur Verfügung stand, sind sieben Dettelbacher Mühlen erwähnt. Es handelte sich dabei und die drei Mühlen am Brücker Bach und die Obermühle (Bohnmühle) und die Untermühle in der Stadt. Auf einer Karte aus dem Jahr 1567/68, die im Staatsarchiv Würzburg aufbewahrt wird, ist der Streit festgehalten und die Orte Dettelbach und Euerfeld dargestellt. 


Das Echter-Salbuch im Stadtarchiv Dettelbach erwähnt 1591 "Außerhalb Dettelbachs hat es gegen Bibergau vier Mühlen und gegen Brück drei Mühlen". Diese lassen sich als Kühngassen-, Schranken-, Doktors-, und Hellersmühle in Richtung Bibergau und Kiesels-, Lamprechts- und Küffleinsmühle in Richtung Brück identifizieren. Die Steigmühle ist in dieser Zeit wohl erst neu errichtet worden, denn Aufzeichnungen aus dem Jahr 1638 nennen sie als "Neue Mühle". 


Für den Stadtbereich werden im Ratsprotokoll des Jahres 1608 die Untermühle und die "Mühle in der Bohn" erstmals namentlich genannt, existierten aber mindestens seit dem Euerfelder Wasserstreit 1567. 


Die jüngsten Dettelbacher Mühlen sind die Hirschmühle (1932) in der Eichgasse und die Dutzendmühle vor dem Brücker Tor (1850). An der Hausfigur der Hirschmühle befindet sich die Jahreszahl 1732, weswegen man von einer Erbauung um diese Zeit ausgeht. Auch die Architektur des Gebäudes weist auf diese Entstehungszeit hin. Die Entstehung der Dutzendmühle ist eng mit der Hirschmühle verbunden, denn auf Grund eines Familienstreites machte sich ein Sohn des Hirschmüllers selbstständig und leitete den Bach vor dem Brücker Tor um und betrieb in einem Hauskeller eine Mühle. Auf Grund des geringen Wasserdruckes wurde die Dutzendmühle aber bereits 1898 wieder aufgegeben. Der Mühlbetrieb in der Hirschmühle bestand bis 1936, bis mit Michael Dürr der letzte dortige Müller verstarb. 


Auch in den anderen Dettelbacher Mühlen wurde der Betrieb im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts eingestellt. Die Bohnmühle, in der noch nach dem zweiten Weltkrieg Mehl gemahlen wurde, war die letzte noch betriebene Mühle Dettelbachs. Zuletzt bestand dort noch ein Getreide- und Futtermittelhandel, bis das Gebäude dem 2008 fertiggestellten Neubau des Kultur- und Kommunikationszentrums (KuK) weichen musste. 


Bis auf die Hirschmühle stammt keines der heute bestehenden Gebäude aus seiner jeweiligen Entstehungszeit. Teilweise sind einzelne ältere Bauteile erhalten geblieben aber das heutige Erscheinungsbild der Mühlen stammt zumeist aus dem 19. Jahrhundert. Die alten Gemäuer aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert waren im Laufe der Zeit baufällig geworden, so dass sie erneuert werden mussten. Drei der vier Dettelbacher Stadtmühlen erhielten ihr Wasser durch den "Rinnebach", eine Ableitung des Brücker Baches, durch den das Wasser mit mehr Druck auf die Mühlen fließen konnte. Auf alten Flurkarten lässt sich der Wasserlauf noch nachvollziehen.


Quellen: Bauer, Hans: Dettelbach und seine Ortsteile, Kitzingen 1983.

Stadtarchiv Dettelbach, D-B/V/1.

Bauer, Hans: Die kulturlandschaftlichen Entwicklungen des alten Amtes Dettelbach seit dem 16. Jh., Schwarzach a. Main, 1977.

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