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038 | Die Mainfähre in Mainsondheim

Geschichtszeichen
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Als Verbindung zwischen Dettelbach und dessen südlichstem Ortsteil Mainsondheim spielt die Mainfähre schon seit mehreren Jahrhunderten eine wichtige Rolle. Die beiden Orte liegen nur gut einen Kilometer auseinander und sind nur durch den Main getrennt. Besonders in früheren Zeiten, als die Menschen mangels moderner Fortbewegungsmittel noch nicht so mobil waren wie heute, war die Mainfähre ein essentielles Verkehrsmittel besonders für die Mainsondheimer Bevölkerung.

Schriftlich belegt ist die Mainquerfahrt zwischen Mainsondheim und Dettelbach seit dem Jahr 1555. Damals befand sich die Fährgerechtigkeit im Besitz des Wolff von Craislheim, dem damaligen Inhaber der Dorfherrschaft in Mainsondheim. Bis ins Jahr 1607 wurde das Recht eine Fähre zu betreiben von der jeweiligen Herrschaft bei Finanzgeschäften als Sicherheit eingesetzt, bei Schulden verpfändet oder auch verkauft.


1882 hatte der damalige Fährpächter Michael Sauer die „Herstellung und den Betrieb einer Kettenfähre im Mainstrom“ durch das königliche Straßen- und Flussbauamt bewilligt bekommen. Das Schriftstück dazu ist im Stadtarchiv erhalten.


Bis der Freiherr von Bechtolsheim auf sein Fährrecht im Jahr 1957 verzichtet hatte, lag der Betrieb der Mainquerfahrt in der Zuständigkeit und der Verantwortung der Gutsherrschaft. Dies änderte sich mit der Mainregulierung Mitte der 1950er Jahre.


1955 wurde der Main durch die Rhein-Main-Donau AG ausgebaut und kanalisiert. Dies hatte auch Auswirkungen auf den Betrieb der Mainfähren. Der Ausbau des Mains zur Großschifffahrtsstraße hatte unter anderem eine Verstärkung der Strömungen im Main zur Folge, was die Motorisierung des Fährbetriebs unumgänglich machte. Die Familie von Bechtolsheim sah sich in Anbetracht dieser neuen Herausforderungen und der geringen Rendite nicht mehr in der Lage, den Fährbetrieb aufrecht zu halten. Der Baron setzte Bürgermeister Kapp von Mainsondheim am 1. September 1957 von seiner Entscheidung den Fährbetrieb einzustellen in Kenntnis. Weil die Mainquerfahrt ein öffentliches Interesse darstellte und der Baron der Gemeinde aus alter Verbundenheit bei dieser neuen Aufgabe behilflich sein wollte, überließ er der Gemeinde Mainsondheim die Wagenfähre und das Fährboot (Schelch) als Schenkung. Den Fährpächter Karl Kraus entließ der Baron offiziell aus dem Vertragsverhältnis, ließ ihn aber weiterhin im Fährhaus wohnen. Auch setzte Karl Kaus weiterhin über.


Im Raum stand nun die Frage, ob der Fährbetrieb durch die Gemeinde Mainsondheim grundsätzlich aufrecht erhalten bleiben sollte. Es fanden mehrere Besprechungen mit dem Kitzinger Landrat Schad und der Stadt Dettelbach statt. Zu einigen wurden auch Fährmann Kraus und Baron von Bechtolsheim eingeladen. Bereits am 13. September 1957 besichtigten die Bürgermeister Kapp von Mainsondheim, Graber von Dettelbach und Lößlein von Mainstockheim eine neue Fähre in Eibelstatt. Die benachbarten Gemeinden standen ebenfalls vor der Herausforderung, die Fähren zu motorisieren.


Am 23. September 1957 einigten sich Mainsondheim und Dettelbach bei einer gemeinsamen Ratssitzung, den Fährbetreib aufrechtzuerhalten und sich die dabei anfallenden Kosten je zur Hälfte zu teilen. Ein halbes Jahr später beschlossen die Verantwortlichen aus Mainsondheim und Dettelbach im Einvernehmen, eine freifahrende Wagenfähre mit 20 t Traglast zu beschaffen. Die neue Transportfähre mit Schottelpropelleranlage „Herta“ konnte am 28.10.1959 durch das Wasserschifffahrtsamt Würzburg besichtigt und zugelassen werden.


Zuvor schlossen Dettelbach und Mainsondheim am 22.10.1958 einen Vertrag über die „Errichtung und Erhaltung einer Personen- und einer Transportfähre über den Main“ ab. Darin waren sich die beiden Gemeinden einig, dass die Fähre als „gemeinsam zu schaffender Verbindungsweg im Interesse ihrer Einwohner notwendig ist“. Die Trägerschaft und die Durchführung des Fährbetriebes lag bei der Gemeinde Mainsondheim. Die Eigentümerschaft an Fähre und ihrer Nebenanlagen teilten sich Mainsondheim und Dettelbach. Mit der Gemeindegebietsreform gingen 1974 alle Rechte und Pflichten an der Fähre auf die Stadt Dettelbach über. Im Eingemeindungsvertrag ist unter § 3 vereinbart, dass die Stadt Dettelbach den Fährbetrieb über den Main aufrechterhält und sobald finanzielle Mittel zur Verfügung stünden, eine feste Verbindung über den Main erstellen zu lassen.


„Herta“, die 1959 in Betrieb genommene Motorfähre verkehrt nach wie vor auf dem Main und verbindet die Stadt Dettelbach mit seinem südlichsten Ortsteil Mainsondheim. Da „Hertas“ Betriebserlaubnis in den nächsten Jahren erlischt, ist aktuell die Beschaffung einer neuen Mainfähre mit Elektroantrieb im Gange.


Die Fährorte in Mainfranken, darunter auch die Stadt Dettelbach, hatten sich 2021 zur „Interessensgemeinschaft IG Mainfähren“ zusammengeschlossen, um den Erhalten der Mainfähren auch in der Zukunft zu sichern. Im März 2022 ist der Betrieb der Mainfähren in Franken dann in die Liste des Immateriellen Kulturerbes Bayern aufgenommen worden.


Quellen und Literatur: Stadtarchiv Dettelbach M-A/647/3 und 5, M-A/850/3, M-B/II/15, D-B/II/84 ff. Pfannes, Herrmann (HG): Mainsondheim bis 1993, Münsterschwarzach 1993, S. 35-37.

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